Bei herrlichem Sommerwetter besuchten 15 Frauen der kfd St. Martin aus Sendenhorst gemeinsam mit Pfarrer Clemens Lübbers die Abtei in Liesborn. Bei der höchst interessanten Führung durch das Museum mit einer kundigen wissenschaftlichen Mitarbeiterin erfuhr die Gruppe vieles über den Werdegang der Abtei mit Hintergrundwissen und so einigen Anekdoten. Der Legende nach gründete Karl der Große 799 bei einem Treffen mit Papst Leo III ein Kloster Liesborn. Einst ein Frauenstift, zogen 1131 die Benediktiner ein, die dort beinahe 700 Jahre lebten und wirkten. Besondere Beachtung fand das herausragende Exponat des Museums, das Liesborner Evangeliar. In 1040 von der Äbtissin Berthildes dem heiligen Simeon gestiftet, ist es heute eines der ältesten, vollständig erhaltenen Evangelien-Handschriften aus einem westfälischen Kloster. Es ist auf Pergament geschrieben und umfasst 338 Seiten. So war das Evangeliar ursprünglich ein Gebrauchs-Gegenstand für den Gottesdienst. Das Licht im Ausstellungsraum ist gedämmt. Damit die Schrift trotzdem keinen Schaden nimmt, wird regelmäßig eine andere Seite aufgeschlagen. Auf der ersten Seite des Evangeliars ist ein prachtvolles und seltenes Pater-Noster-Diagramm gezeichnet, also ein christlicher Kompass, was mit dem Einzug der Benediktiner in die Abtei verbunden ist. Eine wechselnde Licht-Darstellung zeigt dieses Diagramm mit den sieben Bitten des Vaterunsers, den sieben Gaben des Heiligen Geistes sowie den Seligpreisungen aus der Bergpredigt. An den hohen Wänden konnten die Teilnehmer Texte aus dem Codex sehen, die aufwändig und beeindruckend lichtilluminiert in die schweren Wände gelasert sind. Das Evangeliar ist über viele Umwege wieder in die Abtei gekommen. Ab 1826 wechselte es die Besitzer von Hamm, nach England, in die USA, Oslo und die Schweiz. Erst 2017 gelang es dem Kreis Warendorf, das Evangeliar zu erwerben und an seinen ursprünglichen Bestimmungsort zurückzuholen. Die Anwesenden besuchten die Liesborner Klosterbibliothek. Von Berlin werden der Bibliothek in Liesborn die Werke digital zur Verfügung gestellt, die bemerkenswert über einen großen Bildschirm dort angeschaut und gelesen werden können. Die Kreuz-Ausstellung konnte besichtigt werden. Zur Stärkung ging es für die Gruppe an die reichlich gedeckte Kaffeetafel des Ludgerus-Hauses. Zum Abschluss wurde die Klosterkirche besucht, was natürlich nicht fehlen durfte. Es war ein kurzweiliger und sehr informativer Besuch in Liesborn, der sich zu wiederholen lohnt, darüber waren alle Teilnehmer/innen einig.